Systemaufstellungen im mittelständischen Unternehmen noch (fast) unbekannt

Als Unternehmer oder Führungskraft wissen Sie um die Komplexität von Entscheidungen. Sie rechnen damit, dass nicht nur bestimmte Ursache bekannte Wirkungen zeigen, sondern Ereignisse stattfinden, deren Ursachen an anderer Stelle innerhalb oder außerhalb des Unternehmens gesetzt sind. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von zunehmender Nicht-Linearität. Hinzu kommt eine zunehmende Geschwindigkeit der Geschehen. Unter diesen Bedingungen stoßen rein rationale Entscheidungen an ihre Grenzen. Sie merken es selbst: Oftmals macht sich ein Gefühl des Unwohlseins breit, welches Sie trotz klarer Faktenlage und Zusprüchen aus ihrem Umfeld hin und wieder beschleicht. Dieses manifestiert sich nicht in Ihrem Kopf, sondern in Ihrem Bauch.

Gerade wir Männer sind mehrheitlich kopfgesteuert. Und sind regelmäßig überrascht, wenn ein Baugefühl (das zweite Gehirn genannt) im Nachhinein doch recht hatte Die weiblichen Mitarbeiter oder die Ehefrau haben es ja sowieso schon vorher gewusst…

Warum ist das so? Kopfgesteuerte Entscheidungen finden in der linken Gehirnhälfte statt. Inneres Wissen um Beziehungen, persönliche Einstellungen, Möglichkeiten und Grenzen im Umfeld Ihres Unternehmens wird in ihrer Gesamtheit rechtshirnig ganz fein wahrgenommen. Und steht dem Bewusstsein i.d.R. nicht zur Verfügung. Zudem wirken wir im Geschäftsleben nicht nur als Individuen, sondern sind bei unseren geschäftlichen Handlungen letztlich eingebunden in die Schicksalsgemeinschaft unseres Unternehmens. Dessen Wesen sich eventuell über mehrere Generationen hinweg gebildet hat und das Ergebnis unseres Handelns bestimmt, ohne dass wir das wissen oder bewusst wahrnehmen. Mitarbeiter und Führungskräfte leiden manchmal an Problemen, die eine Folge der von anderen Personen des Unternehmenssystems durchlebten Geschehen sind. Man spricht in diesen gar nicht so seltenen Fällen von „systemischer Verstrickung“. Dies ist der Fall, wenn Regeln oder Gewohnheiten in Unternehmen Automatismen erzeugen, die selbstzerstörerische Systemverläufe zu Folge haben. Diese werden von Außenstehenden als etwas nicht rational Nachvollziehbares wahrgenommen. Etwa wiederholtes Misslingen oder als eine destruktive persönliche Eigenheit. Ergebnis: Irgendwie ist der Wurm drin in einem Unternehmen, einer Unternehmerfamilie, einem Produkt oder einer Abteilung. Klassische Unternehmensberatung stößt an ihre Grenzen. Recht schnell wird abschätzig „Beratungsresistenz“ attestiert.

Was kann helfen? Seit den 80er Jahren ist eine neue, eine systemisch-phänomenologische Methode  bekannt geworden, welche die Tiefenstrukturen von sozialen Organisationen sichtbar und erlebbar macht. Sie hat seither den Weg von der Familienaufstellung in die Geschäftswelt gefunden. In Großunternehmen (Industriebetriebe, Banken, Versicherungen) ist die sogenannte Systemaufstellung bereits guter Standard. Sie leistet einen Beitrag zur sinnvollen Organisation und Verarbeitung des Wissens, über das der Kunde selbst bereits verfügt. Sie kann z.B. bei den folgenden typischen Fragen helfen, schnell Klarheit zu bekommen:

  • Soll ich mich engagieren oder besser zurückziehen?
  • Was ist das Ziel hinter dem Ziel?
  • Was sind die ausgeblendeten Themen?
  • Können wir unseren Betrieb halten, oder müssen wir ihn aufgeben, um nicht alles zu verlieren?
  • Wir müssen wir uns aufstellen, damit wir das Projekt mit gutem Ergebnis abschließen können?
  • Woran liegt es, dass das neue Produkt nicht einschlägt?
  • Strategieentwicklung: Wie stehen die Akteure zueinander und zu den verschiedenen Möglichkeiten?

Sie können diese und andere Fragen in einem Kreis von sogenannten Stellvertretern unter Leitung eines erfahrenen Aufstellers klären. Das sind mehrere geübte Personen außerhalb Ihres Unternehmens, die jeweils für ein Element Ihres Beziehungssystems stehen (einzelne Person, Abteilung, Perspektive, Geschäftspartner). Der oder die Aufstellende wird während des Aufstellungsprozesses vom Aufstellungsleiter in die Außensicht mitgenommen. Wegen des damit verbundenen hohen organisatorischen Aufwands führen wir diese Form eher selten durch. Schneller geht es während des Gesprächs mit gegenständlichen Elementen (z.B. mit Figuren, Bodenankern oder sogar mit Post-it-Zetteln). 

Im Mittelstand sind diese Methoden fast unbekannt. Bemerkenswert ist nicht nur die hohe Erkenntnisqualität, sondern auch die kurze Zeit: Meist genügt eine Sitzung. Auch kann eine Systemaufstellung im Einzelsetting (so heißt diese Arbeit unter 4 Augen) helfen, wichtige Fragen und Aufgabe erstmal zu klären. Vielleicht ist das ganz neu für Sie. Sollten Sie neugierig geworden sein, stehe ich für weiterführende Fragen gerne zur Verfügung.

Ihr Ulrich Bretschneider

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